In eigener Sache: Digitalisierung im Mittelstand – Wenn Wohlstand müde macht

In eigener Sache: Digitalisierung im Mittelstand – Wenn Wohlstand müde macht

Super Stimmung im Mittelstand! Das ergab der Mittelstandsbarometer von Ernst and Young. Danach sind fast zweidrittel mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Erstaunlich daran: Seit Beginn der Messung ist das der höchste Wert. Eigentlich eine ideale Voraussetzung, um in Digitalisierung zu investieren. Die Realität sieht aber anders aus. Gerade kleine Unternehmen sind zu zaghaft und von den Firmen, die mutig sind, hat nur jede vierte ihr Digitalprojekt abgeschlossen.

Woran liegt diese Digitalmüdigkeit? Ein Grund dafür findet sich in dem Erfolg der letzten Jahre. Volle Auftragsbücher und eine wachsende Konjunktur beflügeln die Betriebe. Doch diese Entwicklung bringt auch Negatives. Denn Zufriedenheit führt zu weniger Innovationsdruck, der wiederum zu Digitalmüdigkeit, die durch ein permanentes Sicherheitsgefühl noch verstärkt wird: Was uns in den letzten Jahren erfolgreich machte, wird uns auch künftig helfen. Ein Trugschluss.

Herausforderung Vernetzung: Unternehmensportal für mehr Kollaboration

Doch warum reichen die alten Ansätze und Wege nicht mehr aus? Eine Antwort ist die kontinuierlich zunehmende Vernetzung. Selbst kleine und mittelständische Unternehmen arbeiten mehr und mehr mit anderen Firmen sowie relevanten Gruppen zusammen. Das Problem: Jede braucht andere Daten, Zugriffs- und Bearbeitungsrechte. Zudem sollte der Datenaustausch über eine technologische Plattform erfolgen, die auch alle Informationen bereitstellen kann. Heute läuft das noch sehr unkoordiniert und manuell über verschiedene Systeme. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.

Durch das Investment in Digitalisierung könnte diese Anforderung aber einfach gelöst werden. Das folgende Szenario zeigt wie: Sie nutzen Business Software und müssen darüber Daten bereitstellen, zum Beispiel Dritten. Das erfordert neue, automatisierte Prozesse, die es zu steuern gilt – zusammen mit Ihren Mitarbeitern sowie anderen Nutzern. Damit alle relevanten Daten auch den entsprechenden Parteien zur Verfügung stehen, muss das Unternehmensportal in das Enterprise-Resource-Planning (ERP) System, dem technologischen Herzstück des Unternehmens, integriert sein. Das Ergebnis ist eine reibungslose Kommunikation und Kollaboration über ein System, das im Idealfall in der Cloud liegt.

Fehlende Vernetzung: Beispiel CeBIT

Was passieren kann, wenn Unternehmer die steigenden Anforderungen an eine vernetzte Geschäftswelt unterschätzen, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Messewelt. Im letzten Jahr sind aufeinanderfolgend die CeBIT aus Hannover und die IT & Business aus Stuttgart vom Markt verschwunden. Das ist nicht verwunderlich, schaut man sich die Besucherzahlen an: Kamen 1995 stolze 755.000 Interessierte zur CeBIT, so waren es 2018 nur noch 120.00. Teilnehmer oder Aussteller, die seit den Anfängen mit dabei waren, trifft das schon hart – immerhin war die Messe über zwei Jahrzehnte ein ständiger Begleiter und Impulsgeber.

Im Vergleich zu vielen Firmen hat die CeBIT die Digitalisierung über Jahre hinweg zu ihrem Leitthema erklärt – sie aber selbst zu wenig gelebt. Das zeigt sich vor allem in der Vernetzung: Anstatt Aussteller, Besucher, Foren und Medien 365 Tage über eine Plattform zu vernetzen und zu binden, positioniert sich die Messe als Einzelevent. Lange Zeit ging das gut. Doch heute ist der gegenseitige Austausch von Informationen, Kontakten, Meinungen, Studien, Umfragen und vielem mehr täglich gefragt. Mit Hilfe einer Plattform hätten sich Interessierte regelmäßig austauschen können, in Foren oder Lernplattformen. Zudem hätten potenzielle Kunden und Anbieter die Chance gehabt, sich im Vorfeld auszutauschen und eine Beziehung aufzubauen.

Der größte Vorteil dieser vernetzenden Plattform zeigt sich aber im Bewusstsein: Blogs, Infografiken und Videos werden geliked, kommentiert und verbreitet. Das würde gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen gut ankommen, die immer häufiger nach Best Practices oder Praxistipps suchen. Die Messe selbst wäre dann immer noch das Highlight – lässt sich doch der direkte Austausch durch keine digitale Plattform ersetzen.

Fazit: Müdigkeit überwinden und Chancen erkennen

Das Beispiel zeigt: Wer als Unternehmen nicht umfassend in den digitalen Wandel investiert, verpasst nicht nur Chancen wie die zunehmende Vernetzung. Er wird auch nicht mehr so schnell aus der Digitalmüdigkeit erwachen. Dafür werden die Wettbewerber schon sorgen. Denn die haben sich in der Zwischenzeit die Vorteile der Transformation zu eigen gemacht und durch digitale Ökosysteme zum Beispiel neue Geschäftsmodelle entwickelt, Mehrwerte für Kunden geschaffen und durch intelligente Business Software Prozesse optimiert.

Diesen Vorsprung aufzuholen, wird dem Mittelstand wiederum Jahre kosten, in denen Mitbewerber sich bereits den neuen Herausforderungen stellen. Um das zu verhindern, müssen KMUs endlich aufwachen und Digitalisierung nicht als Projekt begreifen, sondern als einen Prozess, den es im Unternehmen zu verankern gilt. Und das direkt in der Chefetage, die ihren Führungsaufgaben gerecht werden muss.