XRechnung: Der Standard für den digitalen Rechnungsaustausch

Was ist XRechnung?
Die XRechnung ist ein spezifischer XML-basierter Standard für elektronische Rechnungen, der auf der europäischen Norm EN 16931 basiert. Als semantisches Datenmodell ermöglicht die XRechnung eine vollständig automatisierte Verarbeitung von Rechnungsdaten ohne manuelle Eingriffe. Im Gegensatz zu PDF-Dokumenten oder Bilddateien handelt es sich bei der XRechnung um strukturierte Daten, die maschinenlesbar sind und einen medienbruchfreien Verarbeitungsprozess gewährleisten.
Der Standard wurde entwickelt, um einen europaweiten, technologieneutralen digitalen Prozess für Rechnungsversand, -empfang und -verarbeitung zu etablieren. Als nationale Ausprägung des europäischen Standards erfüllt die XRechnung alle rechtlichen Anforderungen in Deutschland und sorgt für Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen.
Technische Grundlagen der XRechnung
Die XRechnung basiert auf XML (Extensible Markup Language) und folgt einer streng definierten Struktur. Sie enthält alle steuerlich relevanten Inhalte und Pflichtangaben gemäß § 14 UStG, darunter:
- Vollständige Anschriften von Rechnungssteller und -empfänger
- Steuernummern und Umsatzsteuer-ID
- Leistungsbeschreibungen
- Mengen- und Preisangaben
- Zahlungsbedingungen und Bankverbindungen
- Bei Bedarf zusätzliche Informationen wie Bestellnummern oder Projektbezüge
Die strengen Strukturvorgaben gewährleisten, dass alle Pflichtfelder korrekt ausgefüllt sind und die Rechnung sowohl formal als auch inhaltlich allen gesetzlichen Anforderungen entspricht. Dies minimiert Rückfragen und beschleunigt die Rechnungsbearbeitung erheblich.
XRechnung vs. andere elektronische Formate
Der Unterschied zwischen einer XRechnung und anderen elektronischen Formaten wie PDF liegt in der strukturierten Datenverarbeitung:
Format | Eigenschaften | Automatisierte Verarbeitung |
XRechnung | Strukturierte XML-Daten, maschinenlesbar | Vollständig möglich |
Digitales Dokument, menschenlesbar | manueller Nacharbeit | |
ZUGFeRD 2.1.1 (Profil "XRechnung") | Hybridformat (PDF mit eingebetteten XML-Daten) | Vollständig möglich |
Während ein PDF für den Menschen gut lesbar ist, erfordert die Datenextraktion zusätzliche Technologien wie OCR (Optical Character Recognition) und führt häufig zu Fehlern oder unvollständigen Ergebnissen. Die XRechnung hingegen ist von vornherein auf automatisierte Verarbeitung ausgelegt.
XRechnung in der Praxis
Voraussetzungen für Unternehmen
Um XRechnungen ausstellen und empfangen zu können, benötigen Unternehmen:
- ERP- oder Buchhaltungssoftware mit XRechnungs-Unterstützung: Die Software muss in der Lage sein, XRechnungen gemäß dem Standard zu erstellen und zu verarbeiten.
- Übertragungswege: Für die Übermittlung von XRechnungen stehen verschiedene Kanäle zur Verfügung:
- Direkte Übermittlung (z.B. via API-Schnittstelle)
- Peppol-Netzwerk
- De-Mail
- E-Mail (mit strukturiertem Anhang)
- Spezielle Portale für Behörden (ZRE und OZG-RE)
- Visualisierungsmöglichkeiten: Da XML-Dateien für Menschen schwer lesbar sind, sollte die Software eine Visualisierung der XRechnungsdaten ermöglichen oder parallel eine PDF-Version generieren können.
Implementierung im Unternehmen
Die Implementierung von XRechnung erfordert typischerweise folgende Schritte:
- Bestandsaufnahme: Prüfung der vorhandenen Software-Infrastruktur auf XRechnungs-Kompatibilität
- Software-Anpassung: Update bestehender Systeme oder Einführung neuer Software
- Prozessanpassung: Anpassung der internen Rechnungsprozesse
- Schulung: Mitarbeiterschulung für den Umgang mit dem neuen Format
- Testphase: Durchführung von Testläufen mit ausgewählten Geschäftspartnern
- Roll-out: Schrittweise Einführung im Tagesgeschäft

Sind Sie bereits fit für die
E-Rechnungspflicht 2025?
Mit Myfactory Cloud ERP sind Sie bestens gerüstet – schon heute!
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Fristen
B2G (Business-to-Government)
Seit November 2020 gilt für Rechnungen an Bundesbehörden:
- Verpflichtender Einsatz von XRechnung bei Auftragswerten über 1.000€ netto
- Keine Akzeptanz von Papier- oder PDF-Rechnungen für diese Aufträge
- Einreichung über zentrale Portale: Zentrale Rechnungseingangsplattform (ZRE) oder OZG-Rechnungseingangsplattform (OZG-RE)
Ausnahmen bestehen für:
- Direktaufträge unter 1.000€ netto
- Aufträge aus dem Verteidigungs- und Sicherheitsbereich
- Abweichende Regelungen einzelner Bundesländer
B2B (Business-to-Business)
Mit dem Wachstumschancengesetz wurden folgende Pflichten eingeführt:
- Ab 01.01.2025: Verpflichtung zum Empfang elektronischer Rechnungen für alle Unternehmen
- Gestaffelte Einführung der Ausstellungspflicht:
- Ab 01.01.2025: Für Unternehmen mit Jahresumsatz > 800.000€
- Ab 01.01.2026: Für Unternehmen mit Jahresumsatz > 400.000€
- Ab 01.01.2027: Für alle übrigen Unternehmen
Vorteile der XRechnung
Die Umstellung auf XRechnung bietet zahlreiche Vorteile:
- Effizienzsteigerung: Durch Automatisierung der Rechnungsverarbeitung werden manuelle Eingriffe minimiert
- Kosteneinsparung: Reduzierte Druck-, Porto- und Archivierungskosten
- Beschleunigte Prozesse: Schnellere Bearbeitung und kürzere Durchlaufzeiten
- Fehlerreduzierung: Vermeidung von Übertragungsfehlern durch automatisierte Datenverarbeitung
- Rechtssicherheit: Gewährleistung der Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen
- Umweltschutz: Papierloser Prozess schont Ressourcen
- Digitalisierungsfortschritt: Förderung der digitalen Transformation im Unternehmen
Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Einführung der XRechnung stellt Unternehmen vor folgende Herausforderungen:
- Technische Anpassungen: Bestehende Software muss möglicherweise aktualisiert oder ersetzt werden
- Lösung: Frühzeitiger Dialog mit Software-Anbietern und gegebenenfalls Umstieg auf Cloud-ERP-Lösungen, die automatische Updates beinhalten
- Prozessumstellung: Eingespielte Rechnungsprozesse müssen angepasst werden
- Lösung: Schrittweise Umstellung und paralleler Betrieb in der Übergangsphase
- Schulungsbedarf: Mitarbeiter benötigen Kenntnisse im Umgang mit XRechnungen
- Lösung: Frühzeitige Schulungsmaßnahmen und Erstellung von Leitfäden
- Visualisierung: XML-Daten sind für Menschen schwer lesbar
- Lösung: Einsatz von Visualisierungstools oder parallele Erstellung von PDF-Versionen
XRechnung im europäischen Kontext
Die XRechnung ist Deutschlands Implementierung des europäischen Standards EN 16931. In anderen EU-Ländern existieren teilweise bereits ähnliche Standards:
- Italien: Obligatorische elektronische Fakturierung seit 2019
- Frankreich: Schrittweise Einführung von 2024-2026
- Spanien: FacturaE als nationaler Standard
- Niederlande: NLCIUS als nationale Variante
Für Unternehmen mit internationalen Geschäftsbeziehungen ist es wichtig, die jeweiligen nationalen Anforderungen zu kennen. Grundsätzlich basieren alle europäischen Standards auf derselben EN-Norm, wodurch eine gewisse Kompatibilität gewährleistet ist.
Fazit und Ausblick
Die XRechnung stellt einen bedeutenden Schritt in der Digitalisierung des Rechnungswesens dar. Mit der verpflichtenden Einführung für B2B-Geschäfte ab 2025 wird sie zum neuen Standard in Deutschland. Unternehmen sind gut beraten, sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinanderzusetzen und ihre Systeme entsprechend anzupassen.
Experten erwarten, dass XRechnung mittelfristig zum dominierenden Rechnungsformat werden wird. Die vollständige Digitalisierung des Rechnungsprozesses verspricht erhebliche Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen. Für Unternehmen, die bereits auf Cloud-ERP-Lösungen setzen, gestaltet sich die Umstellung besonders einfach, da die Software-Anbieter für die rechtskonforme Umsetzung sorgen.
Die Zeit zur Vorbereitung auf die XRechnungspflicht sollte aktiv genutzt werden, um die notwendigen organisatorischen und technischen Anpassungen vorzunehmen und so einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

E-BOOK
Elektronische Rechnung
als KMU einfach erfüllen
Lesen Sie jetzt unseren Leitfaden mit hilfreichen FAQs und Lösungen!