Was bedeutet ERP genau?

Was bedeutet ERP genau?

Ich mag Präzision, insbesondere Präzision in der Kommunikation. Sprechen zwei oder mehr Menschen über einen Begriff und verstehen das Gleiche darunter, dann ist das gemeinsame Arbeiten schon ein wenig leichter. Ich habe mich bei meiner Berufswahl extra für die IT-Branche entschieden, weil ich dachte, dass IT doch eine Branche mit einem hohen Präzisions-Niveau sein müsste. Weit gefehlt. Ich war nach ein paar Jahren Berufserfahrung wirklich entsetzt festzustellen, dass gerade in der IT viele Menschen Begriffe wie selbstverständlich benutzen, aber ganz unterschiedliche Vorstellungen bzw. Definitionen davon haben. Ein Beispiel: ERP. Viele Menschen (wir auch) wollen ERP-Software verkaufen. Viele Unternehmen brauchen ERP-Software. Was ist das aber genau? Wikipedia hilft da nicht wirklich weiter (und das ist selten), weil es nur typische Funktionen einer ERP-Software (ERP wie Enterprise Resource Planning) auflistet, aber nicht eine genaue Definition liefert oder eine Abgrenzung vornimmt. Ich versuche daher bei meinen Gesprächspartnern erst einmal herauszubekommen (wenn wir über ERP-Software reden), ob ERP im weiteren Sinne oder ERP im engeren Sinne gemeint ist. ERP im weiteren Sinne ist bei meinen Gesprächspartnern meist eine komplexe Ansammlung von Anwendungs-Software, die ein bestimmtes Unternehmen sich wünscht, um alle Aufgaben in Zusammenhang mit Ressourcen-Planung und -Steuerung bewältigen zu können. Es geht dann nicht nur um Einkauf, Lagerhaltung, Verkauf sondern oft gleich auch noch um Bedarfsermittlung und Produktion. Außerdem sollte das Rechnungswesen integriert sein, häufig auch Personalwirtschaft, Marketing, eCommerce und Dokumentenmanagement. Ich würde es bevorzugen, dann eher von Business Software (oder Unternehmens-Software) zu sprechen. Unter ERP im engeren Sinne wird häufig die Funktionalität Einkauf, Lagerhaltung, Verkauf verstanden. Gerne auch ergänzt um Funktionalitäten wie Vertragsverwaltung (für Dienstleistungs-Unternehmen) und Vertreterprovisionierung (für indirekte Vertriebsformen). Dieses ERP im engeren Sinne ist dann meist das Herzstück einer größeren (und hoffentlich integrierten) Unternehmens-Software. Und wird bei Bedarf ausgebaut mit weiteren Modulen wie CRM (Customer Relationship Management), PPS (Produktionsplanung und Steuerung) oder FiBu (Finanzbuchhaltung). Diese Definition liegt mir mehr, weil ich mir dann anhand der einzelnen gewünschten Module den Software-Bedarf eines Unternehmens schneller und leichter vorstellen kann. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass es für viele Begriffe aus der IT einen immensen Interpretations-Spielraum gibt. Ich erlaube mir inzwischen aber immer sofort nachzufragen, was meine Gesprächspartner mit ERP (oder Cloud, oder Support, oder Churn Rate, oder webbasiert, usw.) eigentlich genau meinen. Auch interessant: manchmal bekommt man dann überhaupt keine Antwort, da viele Menschen Begriffe nutzen (weil es Mode ist) aber sich eigentlich noch nicht einmal eine Meinung gebildet haben, um was es sich überhaupt handeln könnte. Haben Sie ähnliche Erfahrungen oder erleben Sie das ganz anders?

 

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