Was ist XRechnung? Der komplette Guide für Unternehmen in der Schweiz

XRechnung: Was Sie über den E-Rechnungsstandard wissen müssen

Was ist XRechnung?

Die XRechnung ist ein spezifischer XML-basierter Standard für elektronische Rechnungen, der auf der europäischen Norm EN 16931 basiert. Als semantisches Datenmodell ermöglicht die XRechnung eine vollständig automatisierte Verarbeitung von Rechnungsdaten ohne manuelle Eingriffe. Im Gegensatz zu PDF-Dokumenten oder Bilddateien handelt es sich bei der XRechnung um strukturierte Daten, die maschinenlesbar sind und einen medienbruchfreien Verarbeitungsprozess gewährleisten.

Obwohl die XRechnung primär in Deutschland und der EU verbreitet ist, gewinnt sie auch für Schweizer Unternehmen an Bedeutung – insbesondere für jene, die mit deutschen oder anderen EU-Partnern Geschäftsbeziehungen pflegen.

XRechnung im Schweizer Kontext

In der Schweiz existiert kein mit Deutschland vergleichbares gesetzliches Mandat zur verpflichtenden Nutzung von XRechnung. Stattdessen haben sich verschiedene Standards für den elektronischen Rechnungsaustausch etabliert:

  1. QR-Rechnung: Seit 2020 hat die QR-Rechnung schrittweise die bisherigen Einzahlungsscheine abgelöst. Sie ist zwar digital lesbar, aber kein vollelektronisches Format wie XRechnung.
  2. E-Rechnung: Das Schweizer E-Rechnungssystem, betrieben durch SIX und andere Anbieter, ermöglicht den Austausch von strukturierten Rechnungsdaten. Es ist besonders im B2C-Bereich verbreitet.
  3. Swico-Standard: Ein von der Schweizer Wirtschaft entwickelter Standard für elektronische Rechnungen.
  4. Internationale Standards: Für grenzüberschreitende Transaktionen werden zunehmend internationale Standards wie XRechnung oder das kompatible ZUGFeRD-Format relevant.

Warum XRechnung für Schweizer Unternehmen wichtig werden kann

Obwohl keine gesetzliche Pflicht besteht, gibt es mehrere Gründe für Schweizer Unternehmen, sich mit XRechnung zu befassen:

Grenzüberschreitender Handel mit der EU

Für Schweizer Unternehmen, die mit Partnern in Deutschland oder anderen EU-Ländern Geschäfte machen, wird die Unterstützung von XRechnung zunehmend wichtig:

  • Deutsche Geschäftspartner: Ab 01.01.2025 müssen alle Unternehmen in Deutschland elektronische Rechnungen empfangen können. Ab 2025-2027 (gestaffelt nach Unternehmensgrösse) müssen sie diese auch ausstellen.
  • Öffentliche Aufträge in der EU: Bei öffentlichen Aufträgen in Deutschland (B2G) ist die XRechnung bereits verpflichtend. Ähnliche Regelungen gelten in anderen EU-Ländern.
  • Zukunftssicherheit: Die EU treibt die Digitalisierung des Rechnungswesens konsequent voran. Schweizer Unternehmen, die hier mitgehen, sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Effizienzgewinne und Kostenvorteile

Unabhängig von gesetzlichen Vorgaben bietet die XRechnung erhebliche Vorteile:

  • Automatisierte Verarbeitung: Drastische Reduzierung manueller Eingaben
  • Fehlerminimierung: Strukturierte Daten vermeiden Übertragungsfehler
  • Schnellere Prozesse: Verkürzte Durchlaufzeiten und beschleunigte Zahlung
  • Kosteneinsparungen: Reduzierte Druck-, Porto- und Archivierungskosten
  • Umweltvorteile: Papierlose Prozesse schonen Ressourcen

Technische Grundlagen der XRechnung

Die XRechnung basiert auf XML (Extensible Markup Language) und folgt einer streng definierten Struktur. Sie enthält alle steuerlich relevanten Inhalte und Pflichtangaben gemäss den gesetzlichen Anforderungen, darunter:

  • Vollständige Anschriften von Rechnungssteller und -empfänger
  • Steuernummern und MWST-Identifikationsnummern
  • Detaillierte Leistungsbeschreibungen
  • Mengen- und Preisangaben
  • Zahlungsbedingungen und Bankverbindungen
  • Bei Bedarf zusätzliche Informationen wie Bestellnummern oder Projektbezüge

Die strengen Strukturvorgaben gewährleisten, dass alle Pflichtfelder korrekt ausgefüllt sind und die Rechnung sowohl formal als auch inhaltlich allen Anforderungen entspricht.

XRechnung vs. andere elektronische Formate

FormatEigenschaftenAutomatisierte VerarbeitungVerbreitung in der Schweiz
XRechnungEigenschaften Strukturierte XML-Daten, maschinenlesbarAutomatisierte Verarbeitung Vollständig möglichVerbreitung in der Schweiz Gering, zunehmend bei internationalen Geschäften
QR-RechnungEigenschaften Papierrechnung mit QR-CodeAutomatisierte Verarbeitung Teilweise möglichVerbreitung in der Schweiz Sehr hoch, Standard seit 2020
E-Rechnung (CH)Eigenschaften Strukturierte Daten im Schweizer FormatAutomatisierte Verarbeitung Vollständig möglichVerbreitung in der Schweiz Hoch, besonders im B2C-Bereich
PDFEigenschaften Digitales Dokument, menschenlesbarAutomatisierte Verarbeitung Nur mit OCR und manueller NacharbeitVerbreitung in der Schweiz Sehr hoch
ZUGFeRD 2.1.1Eigenschaften Hybridformat (PDF mit eingebetteten XML-Daten)Automatisierte Verarbeitung Vollständig möglichVerbreitung in der Schweiz Mittel, besonders im Handel mit Deutschland

Während die QR-Rechnung in der Schweiz weit verbreitet ist, bietet sie nicht die gleichen Automatisierungsvorteile wie vollständig strukturierte Formate wie XRechnung oder E-Rechnung.

XRechnung in der Praxis: Umsetzung für Schweizer Unternehmen

Voraussetzungen für Unternehmen

Um XRechnungen ausstellen und empfangen zu können, benötigen Schweizer Unternehmen:

  1. ERP- oder Buchhaltungssoftware mit XRechnungs-Unterstützung: Die Software muss in der Lage sein, XRechnungen gemäss dem Standard zu erstellen und zu verarbeiten.
  2. Übertragungswege: Für die Übermittlung von XRechnungen stehen verschiedene Kanäle zur Verfügung:
    • Direkte Übermittlung (z.B. via API-Schnittstelle)
    • Peppol-Netzwerk
    • E-Mail (mit strukturiertem Anhang)
    • Spezialisierte Service-Provider für elektronischen Dokumentenaustausch
  3. Visualisierungsmöglichkeiten: Da XML-Dateien für Menschen schwer lesbar sind, sollte die Software eine Visualisierung der XRechnungsdaten ermöglichen oder parallel eine PDF-Version generieren können.

Implementierung im Unternehmen

Die Implementierung von XRechnung erfordert typischerweise folgende Schritte:

  1. Bestandsaufnahme: Prüfung der vorhandenen Software-Infrastruktur auf XRechnungs-Kompatibilität
  2. Software-Anpassung: Update bestehender Systeme oder Einführung neuer Software
  3. Prozessanpassung: Anpassung der internen Rechnungsprozesse
  4. Schulung: Mitarbeiterschulung für den Umgang mit dem neuen Format
  5. Testphase: Durchführung von Testläufen mit ausgewählten Geschäftspartnern
  6. Roll-out: Schrittweise Einführung im Tagesgeschäft

Rechtliche Aspekte in der Schweiz

E-Rechnungen im Schweizer Steuerrecht

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz keine gesetzliche Pflicht zur Verwendung eines bestimmten elektronischen Rechnungsformats. Dennoch müssen elektronische Rechnungen gewisse Anforderungen erfüllen:

  • MWST-Konformität: Elektronische Rechnungen müssen dieselben gesetzlichen Angaben enthalten wie Papierrechnungen (Art. 26 MWSTG).
  • Integrität und Authentizität: Die Echtheit der Herkunft und die Unversehrtheit des Inhalts müssen gewährleistet sein.
  • Archivierung: Elektronische Rechnungen müssen gemäss den geltenden Aufbewahrungspflichten (in der Regel 10 Jahre) revisionssicher archiviert werden.

Die XRechnung erfüllt all diese Anforderungen und ist daher auch im Schweizer Kontext einsetzbar.

Besonderheiten für den Handel mit der EU

Bei Geschäftsbeziehungen mit EU-Ländern gelten folgende Besonderheiten:

  • Rechnungsstellung an öffentliche Auftraggeber: Für Schweizer Unternehmen, die Aufträge von öffentlichen Einrichtungen in Deutschland oder anderen EU-Ländern erhalten, kann die XRechnung verpflichtend sein.
  • B2B-Geschäfte mit EU-Partnern: Ab 2025 müssen deutsche Unternehmen elektronische Rechnungen empfangen können, ab 2025-2027 (je nach Grösse) auch ausstellen.
  • MWST/Umsatzsteuer: Bei grenzüberschreitenden Geschäften sind die jeweiligen steuerrechtlichen Besonderheiten zu beachten, die in der XRechnung korrekt abgebildet werden müssen.

Vorteile der XRechnung für Schweizer Unternehmen

Die Umstellung auf XRechnung bietet zahlreiche Vorteile:

  1. Internationale Kompatibilität: Erleichterter Rechnungsaustausch mit EU-Partnern
  2. Effizienzsteigerung: Automatisierung der Rechnungsverarbeitung reduziert manuelle Eingriffe
  3. Kosteneinsparung: Reduzierte Druck-, Porto- und Archivierungskosten
  4. Beschleunigte Prozesse: Schnellere Bearbeitung und kürzere Durchlaufzeiten
  5. Fehlerreduzierung: Vermeidung von Übertragungsfehlern durch automatisierte Datenverarbeitung
  6. Rechtssicherheit: Gewährleistung der Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen
  7. Umweltschutz: Papierloser Prozess schont Ressourcen
  8. Digitalisierungsfortschritt: Förderung der digitalen Transformation im Unternehmen

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Einführung der XRechnung stellt Schweizer Unternehmen vor folgende Herausforderungen:

  1. Technische Anpassungen: Bestehende Software muss möglicherweise aktualisiert oder ersetzt werden
    • Lösung: Frühzeitiger Dialog mit Software-Anbietern und gegebenenfalls Umstieg auf Cloud-ERP-Lösungen, die automatische Updates beinhalten
  2. Duale Systeme: Notwendigkeit, sowohl Schweizer Standards (QR-Rechnung, E-Rechnung) als auch internationale Standards zu unterstützen
    • Lösung: Einsatz flexibler Software, die multiple Standards unterstützt
  3. Prozessumstellung: Eingespielte Rechnungsprozesse müssen angepasst werden
    • Lösung: Schrittweise Umstellung und paralleler Betrieb in der Übergangsphase
  4. Schulungsbedarf: Mitarbeiter benötigen Kenntnisse im Umgang mit XRechnungen
    • Lösung: Frühzeitige Schulungsmassnahmen und Erstellung von Leitfäden

Die Zukunft der elektronischen Rechnung in der Schweiz

Die elektronische Rechnung gewinnt auch in der Schweiz zunehmend an Bedeutung:

  • Die Bundesverwaltung fördert seit Jahren die elektronische Rechnungsstellung und akzeptiert E-Rechnungen.
  • Grosse Unternehmen haben bereits auf elektronische Rechnungsprozesse umgestellt.
  • Mit der zunehmenden Digitalisierung und internationalen Vernetzung werden strukturierte Formate wie XRechnung auch in der Schweiz wichtiger werden.

Experten erwarten, dass sich mittelfristig internationale Standards wie die XRechnung auch in der Schweiz stärker durchsetzen werden – nicht durch gesetzliche Vorgaben, sondern durch die praktischen Vorteile und die zunehmende Verbreitung im internationalen Handel.

Empfehlungen für Schweizer Unternehmen

  1. Analyse der Geschäftsbeziehungen: Prüfen Sie, inwieweit Sie mit deutschen oder EU-Geschäftspartnern zusammenarbeiten und ob diese künftig XRechnungen fordern werden.
  2. Schrittweise Einführung: Beginnen Sie mit pilothaften Projekten und bauen Sie Ihre XRechnungsfähigkeiten schrittweise aus.
  3. Software-Evaluation: Prüfen Sie Ihre bestehende Software auf XRechnungs-Kompatibilität oder evaluieren Sie neue Lösungen, die sowohl Schweizer als auch internationale Standards unterstützen.
  4. Duale Strategie: Unterstützen Sie parallel sowohl die in der Schweiz etablierten Formate (QR-Rechnung, E-Rechnung) als auch internationale Standards wie XRechnung.
  5. Cloud-Lösungen prüfen: Cloud-basierte ERP- und Buchhaltungssysteme werden oft zeitnah an neue Standards angepasst, was die Umstellung erleichtern kann.

Fazit

Obwohl die XRechnung in der Schweiz (noch) nicht verpflichtend ist, bietet sie erhebliche Vorteile und wird für grenzüberschreitend tätige Unternehmen zunehmend wichtiger. Angesichts der verpflichtenden Einführung in Deutschland ab 2025 sollten sich Schweizer Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu deutschen Partnern frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen.

Die Umstellung auf strukturierte elektronische Rechnungsformate wie XRechnung ist nicht nur eine technische Notwendigkeit für den internationalen Handel, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung und Optimierung der eigenen Geschäftsprozesse. Unternehmen, die diesen Schritt frühzeitig gehen, sichern sich Wettbewerbsvorteile durch effizientere Prozesse und reibungslosere internationale Geschäftsabwicklung.

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