Redundante Infrastrukturen
Nicht immer ist die Kunst des Weglassens gefragt. Die IT ist beispielsweise einer jener Bereiche, wo Überfluss durchaus Sinn machen kann. Die Rede ist dabei von redundanten Infrastrukturen an Netz- und Systemkomponenten, aber auch von Daten und Protokollen. Doppelt oder dreifach vorhandene Einrichtungen werden benötigt, um die Verfügbarkeit von geschäftskritischen Anwendungen sicherzustellen. Denn die digitale Durchdringung vieler Unternehmen nimmt laufend zu und ist inzwischen für viele Firmen existenziell. Ein Ausfall – auch wenn es nur wenige Stunden sind – kann drastische wirtschaftliche Folgen haben. In diesem Sinn gilt auch hier die Devise: Vorsorgen lohnt sich.
Risiken nach Relevanz beurteilen
Vorsorgen ja, aber nicht um jeden Preis. Grundsätzlich gilt es abzuwägen, welche Ausfalldauer für ein Unternehmen tolerierbar ist. Verfügbarkeit kostet, deshalb sollten Aufwand und Nutzen (bzw. Schaden) im Einklang stehen. Der Verfügbarkeitsgrad von IT-Komponenten widerspiegelt gewissermassen ihren Wert für das Unternehmen. Je gravierender ein Ausfall wäre, desto höher die benötigte Verfügbarkeit. Was passiert beispielsweise, wenn das ERP-System eine Stunde, ein Tag oder eine Woche nicht verfügbar ist? Wie gravierend ist ein defekter Drucker für das Gesamtunternehmen? Jedes Szenario sollte individuell beurteilt und entsprechend abgesichert werden.
Maximale Ausfallzeiten festlegen
Die Ausfallzeit, auch Downtime genannt, gibt die Dauer an, während der die entsprechende Komponente nicht zur Verfügung steht. Für die Beschreibung der Verfügbarkeit stehen grundsätzlich zwei verschiedene Varianten zur Verfügung:
Verfügbarkeitsklassen
Klasse | Prozent | Downtime pro Jahr |
2 | 99,0 | 3 Tage 15 Stunden 36 Minuten |
3 | 99,9 | 8 Stunden 46 Minuten |
4 | 99,99 | 53 Minuten |
5 | 99,999 | 5 Minuten |
6 | 99,9999 | weniger als 1 Minute |
Availability Environment Classification
Klasse | Bezeichnung | Beschreibung |
AEC-0 | Conventional | Funktion darf unterbrochen werden und Datenintegrität ist nicht essenziell |
AEC-1 | Highly Reliable | Funktion darf zwar unterbrochen werden, die Datenintegrität muss jedoch immer gewährleistet sein |
AEC-2 | High Availability | Funktion darf zur Hauptbetriebszeit nur minimal oder innerhalb festgelegter Zeiten unterbrochen werden |
AEC-3 | Fault Resilient | Funktion darf maximal ausserhalb festgelegter Betriebszeiten unterbrochen werden |
AEC-4 | Fault Tolerant | Funktion muss jederzeit aufrechterhalten werden, 24/7-Betrieb (24 Stunden, 7 Tage die Woche). |
AEC-5 | Disaster Tolerant | Funktion muss auch im Katastrophenfall gewährleistet sein |
Redundanz reduziert Reaktionszeit
Wer (wenigstens früher) mit dem Auto unterwegs war, hatte stets ein Reserverad dabei. Bei einem Platten wurde einfach das defekte Rad ersetzt und weiter ging die Fahrt. Dank einer gezielten Redundanz kann auch bei IT-Systemen die Reaktionszeit reduziert werden. Fällt eine Komponente aus, lässt sich diese – bei entsprechender Verfügbarkeit und vorhandenem Wissen – austauschen. Auf diese Weise kann der Unterbruch minimiert und die Arbeit rasch fortgesetzt werden. Natürlich kann man nicht jedes Gerät mehrfach am Lager halten, die Kosten wären viel zu hoch. Doch bei kritischen, sehr störungsanfälligen oder eher einfachen Bauteilen kann sich so ein Ersatz durchaus lohnen. Ein solches «Basis-Set» könnte beispielsweise aus folgenden Elementen bestehen:
- Server: Festplatten, Netzteil, USV, ev. Ersatz-Server
- Peripherie: Monitor, Notebook/PC, Maus, Tastatur, Drucker
- Netzwerk: Router, Firewall, Switch
- Backup: Backup
Wie erwähnt, muss vorgängig geklärt werden, für welche Bereiche eine solche Redundanz Sinn macht und wie das Vorgehen im Notfall ist. Zudem sollte mit dem Systemlieferanten besprochen werden, in welchem Umfang eine Service-Vereinbarung (Service Level Agreement) möglich ist.
Die Cloud befreit von Redundanz
Wer bereits heute auf die Cloud setzt, wird diesen Beitrag natürlich belächeln. Eine redundante Vorratshaltung von Systemkomponenten ist weitgehend unnötig, und eine hohe Systemverfügbarkeit wird vom Serviceprovider gewährleistet. Gleichzeitig kümmert sich dieser auch um die Sicherheit des Systems und sorgt für Schutz gegen Datenverlust oder Elementarschäden. Einzig dem Zugang zum Internet sollten Cloud-Anwender besonderes Augenmerk schenken. Nebst einer schnellen Datenleitung ist es von Vorteil, wenn bei einem Unterbruch allenfalls auf einen anderen Provider zurückgegriffen werden kann. Ansonsten können sich Cloud-Anwender jedoch unbeschwert auf ihr Business konzentrieren und werden im doppelten Sinn von redundanter IT befreit.