Wie digital sind deutsche Unternehmen? Der Fakten-Check
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Firmen in Deutschland? Wie sieht es unternehmensintern aus? Welche Geräte kommen zum Einsatz? Der Wirtschaftsindex DIGITAL 2018 zeigt, wie es aktuell um die Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft bestellt ist. Dabei zeigt es sich, dass in einigen Bereichen noch Luft nach oben ist.
Dienstleister als digitale Vorreiter
Eine Gesamtbeurteilung des Digitalisierungsgrades über verschiedene Wirtschaftszweige zu machen, ist aufgrund der Unterschiedlichkeit nicht einfach. War in den letzten Jahren vor allem der Dienstleistungssektor in digitaler Hinsicht sehr sportlich unterwegs, haben im Vergleich zum Vorjahr jetzt vor allem Industrieunternehmen die Nase vorn. Insgesamt liegt der Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft bei 54 von 100 Punkten*. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Ausgabe von „Wirtschaft DIGITAL 2018“. Der Report wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Zusammenarbeit mit Kantar TNS und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegeben. Spitzenreiter in Sachen Digitalisierung bleiben die Dienstleister. Die Gründe dafür sieht die Studie darin, dass es sich bei den digitalen Vorreitern in der Regel um kleine Firmen handelt. Diesen fällt es aufgrund der geringen Größe einfacher, Prozesse und Strukturen zu digitalisieren. Große Industrieunternehmen tun sich da aufgrund ihrer Komplexität, aber auch infolge fertigungsbedingter Rahmenbedingungen eher schwer.
Umdenken bei Industrieunternehmen
Dennoch findet gemäß Studie aktuelle ein Umdenken bei vielen Industrieunternehmen statt. Immerhin halten drei von vier Betrieben ein Digitalisierungsprojekt für nötig. 2016 waren es noch weniger als die Hälfte. Offenbar haben Innovationstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT), Robotik, Sensorik, 3-D-Druck, Blockchain usw. bereits Spuren hinterlassen. Der Einfluss dieser Technologien auf Fertigungsunternehmen wird weiterhin zunehmen. Unter dem Stichwort Industrie 4.0 werden Systeme und Prozesse vernetzt und Wertschöpfungsketten optimiert. Eher gespalten verhält sich die Industrie beim Einsatz von Robotik und Sensorik. Während 17 % der Unternehmen diese im Bereich Produktionsautomation bereits im Einsatz haben und weitere 9 % dies planen, hat sich fast die Hälfte (47 %) klar dagegen entschieden. Es wird spannend sein, die Entwicklung dieses Trends weiterzuverfolgen. Fakt ist, dass im Industriesektor viel in Bewegung ist.
Cloud-Computing als Innovationstreiber
Die Umfrage bei Entscheidern in 1.061 Unternehmen zeigt ein umfassendes Bild über den Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft. Der zunehmende Trend hält weiter an. Andererseits tut sich aber immer noch jedes vierte Unternehmen schwer, Anschluss an die Digitalisierung zu finden. Ein Drittel der Unternehmen bewegt sich im digitalen Mittelfeld, ein weiteres Drittel zählt zu den Fortgeschrittenen und nur eine hauchdünne Spitze von knapp 7 % verfügt über einen sehr hohen Digitalisierungsgrad. Doch auch hier gilt: Die Entwicklung schreitet voran. Als wichtigster Treiber lässt sich dabei die Cloud identifizieren. Künftig soll fast die Hälfte der deutschen Unternehmen IT-Services aus dem Web beziehen. Dementsprechend klar ist die Botschaft der Wirtschaft an die Politik: Breitbandverfügbarkeit ausbauen! Eine landesweite, leistungsfähige Netzwerkinfrastruktur ist für die Nutzung moderner Technologien als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit von höchster Bedeutung.
Unternehmen sind willens, aber…
Die Studie des BMWi umfasst zahlreiche ebenso interessante wie wegweisende Erkenntnisse. Als Fazit zeichnet sich derzeit eine gewisse Konsolidierung früherer Investitionen in digitale Technologien ab. Während immer mehr Unternehmen auf den Zug aufspringen, beschäftigen sich die Vorreiter bereits mit der neuen Welle. Dabei geht es um Innovationstechnologien wie KI, IoT, Blockchain, Robotik, Smart Services und mehr. Die (kritische) Auseinandersetzung hat begonnen. Bereits jetzt zeichnet es sich ab, dass die meisten Unternehmen einer Nutzung nicht abgeneigt sind. Der Wille, den digitalen Weg weiter zu beschreiten ist deutlich erkennbar – über alle Branchen und Wirtschaftszweige hinweg. Damit Unternehmen das Digitalisierungspotenzial auch nutzen können, braucht es sinnvolle Rahmenbedingungen und Gesetze (z.B. Datenschutz, Sicherheit, Arbeitsrecht, Energieversorgung, Telekommunikation) sowie leistungsfähige Internetverbindungen – nicht nur in den Großstädten, sondern landesweit.
*Der Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) beinhaltet einen Index mit einer Skala von 0 (= keine Nutzung digitaler Technologien bzw. keine digitalisierten Prozesse) bis zu 100 (=komplette Digitalisierung). Gemessen wird der Index in den Bereichen Einfluss der Digitalisierung auf Geschäftserfolg, digitale Durchdringung der Prozesse und Nutzung digitaler Technologien und Dienste. Weitere Informationen: http://www.bmwi.de.