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ERP im Einsatz (4): vernetztes Arbeiten in der IoT-Welt

von David Lauchenauer am 06.07.2021, 2 min Lesezeit
 
 Plötzlich wollen alle mitreden. Die Mischanlage begehrt auf, weil die Füllstände zu niedrig sindEine Förderpumpe möchte nächstens gewartet werden. Und die Lieferung an den Kunden signalisiert aus dem Lager, dass sie versandbereit ist. Gebündelt und verarbeitet werden die maschinellen Nachrichten im ERP-System. Es dient als digitale Kommunikationsplattform für den Datenverkehr zwischen Maschinen, Systemen und Anwendern. Das vernetzte Arbeiten in der Welt des „Internet of Things“ (IoT) gehört zu den spannendsten Kapiteln der Digitalisierung. Doch überzeugen Sie sich selbst. 
 
Ein Netzwerk smarter IoT-Objekte 
Über dem Internet of Things (IoT) schwebt noch immer ein Hauch von Science-Fiction. Dabei sind die Technologien längst vorhanden und vielerorts im EinsatzDas IoT – zu Deutsch auch das Internet der Dinge genannt  bezeichnet ein Netzwerk von Objekten (Maschinen, Geräte, ERP-Systeme usw.), welche Daten sammeln und versenden. Sensoren sorgen für die Erfassung der Daten, das Internet transportiert diese zu den Empfängern, welche die Informationen verarbeiten und bestimmte Aktionen auslösen. Die Möglichkeit, Daten zu sammeln, zu versenden und zu bewerten, hat den Objekten zum Attribut «smart» verholfen. Smarte Autos, smarte Uhren, smarte Waschmaschinen und vieles mehr machen unsere Welt zu einem Netzwerk smarter Objekte. 
 
Sensible Sensoren als Sinne des IoT 
Ähnlich, wie wir Menschen verfügen immer mehr Geräte und Maschinen über digitale Sinne für die Wahrnehmung der Umwelt. Sensoren für die Messung von Druck, Bewegung, Strahlung, Wärme usw. registrieren Werte und stellen die entsprechenden Daten zur Verfügung. Über einen integrierten Mini-Computer lassen sich diese Daten z.B. mit einem Norm-Wert vergleichen und bei Abweichungen eine Reaktion auslösen (z.B. Versand einer SMS an ein Smartphone oder eine Support-Mail an ein ERP-System). Zur Veranschaulichung zwei Beispiele aus der Praxis: 
 
1. Getreidemühlen: Überwachung der Walzwerke 
Die Walzwerke großer Getreidemühlen werden stark beansprucht und dürfen gewisse Toleranzwerte nicht unterschreiten. Die Schwingungsmessung ist ein wichtiger Parameter für die vorausschauende Wartung. Sensoren messen und vergleichen die im Betrieb erzeugten Werte mit voreingestellten Normwerten. Bei Abweichungen verschickt das Steuerungsmodul der Getreidemühle selbständig eine Warn-Nachricht per E-Mail an die Produktionsleitung. 
 
2. Apparatebau: Just-in-time Nachschub 
In der Serienfertigung muss ein kontinuierlicher Nachschub an Produktionsmaterial gewährleistet sein, um Maschinenstillstände zu vermeiden. Mittels smarter Lagerboxen kann der Verbrauch laufend registriert werden. Beim Erreichen eines Mindestbestands wird automatisch eine Nachbestellung ausgelöst. Dadurch ist sichergestellt, dass jederzeit ausreichend Material verfügbar ist.   
 
Das ERP-System als Schaltzentrale 
Smarte IoT-Objekte sind in der Lage, permanent und ohne Zeitverlust ihre aktuellen Zustände zu melden. Mit diesem Input lassen sich betriebliche Prozesse anstoßenum Störungen zu vermeiden oder Folgeprozesse zu starten. Als integrative Plattform spielt das ERP-System dabei eine zentrale Rolle. Es empfängt die aufbereiteten Sensordaten und überträgt diese in entsprechende Maßnahmen. So könnte beispielsweise im obigen Beispiel 1 eine zu erwartende Störung der Walzen automatisch einen Serviceauftrag im ERP-System initiieren, den dazu gehörenden Arbeitsauftrag erstellen, die Ressourcen planen, Ersatzteile reservieren und den Kunden informieren. Mehr denn je stellt das ERP-System eine zentrale Datenbasis für dezentrale Umsysteme und Objekte dar.  
 
Neue Geschäftsmodelle in Aussicht 
Der Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Verschiedene Forschungsinstitute gehen davon aus, dass bis im Jahr 2025 rund 75 Milliarden Geräte vernetzt sind (Stand 2020 = 20 Mia. Geräte). Für Unternehmer wird es aber erst dann interessant, wenn mit der fortschreitenden Vernetzung auch neue Opportunities einhergehen. Bereits heute profitieren serviceorientierte Unternehmen stark von IoT-basierten Geschäftsmodellen. Zum einen betrifft dies neue Dienstleistungen im Wartungs-/Servicebereich (Predictive Maintenance), welche z.B. die Lebensdauer und Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen deutlich erhöhen. Zum anderen entstehen auf IoT-Basis nutzungsbasierte Angebote (pay per use) wie zum Beispiel die Verrechnung von Betriebsstunden einer Maschine anstatt deren Beschaffung. Das Potenzial von IoT ist noch längst nicht ausgeschöpft. Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise in die smarte Welt vernetzter Objekte geht.  
 

David Lauchenauer
Über den Autor:
David Lauchenauer
David Lauchenauer (*1963) ist seit 1988 als Unternehmer im Bereich Business Software für KMU tätig. Seit 2008 ist er in der Schweiz Geschäftsführer und VR der myfactory Software Schweiz AG und startete 2009 mit myfactory das professionelle Cloud ERP für den Schweizer KMU-Markt, weshalb er über sehr umfassende Praxiserfahrungen mit Cloud-Computing verfügt. Seit 2016 ist David Lauchenauer auch Geschäftsführer und Gesellschafter der myfactory Gruppe. 2021 leitete er erfolgreich den Verkauf von myfactory an Forterro.